Ich habe ANGST

5. Juli 2020
Ich habe ANGST

Sollte das IPReG, tatsächlich in Kraft treten, habe ich   A N G S T .

Ich habe ANGST davor, nicht mehr selbstbestimmt leben zu dürfen. Ich habe diese Angst auch für andere Betroffene, die neu in diese intensivmedizinische Beatmungssituation kommen, oder betroffene Freunde, die sich ohne Verwandte nicht mehr wehren können.

Ich habe ANGST, dass mir jemand fremdes den Po abwischt.

Ich habe ANGST, dass ich nicht mehr reisen darf.

Ich habe ANGST, dass ich meine Freunde nicht mehr besuchen darf.

Ich habe ANGST davor, dass jemand mir das kochen verbietet, weil keine Zeit mehr dafür ist.

Ich habe ANGST davor, meinen Hund abgeben zu müssen. Er ist doch krank.

Ich habe ANGST davor, nicht mehr mit ihm spazieren gehen zu dürfen.

Ich habe ANGST davor, mein Budget zu verlieren.

Ich habe ANGST davor, mein Pflegeteam zu verlieren.

Ich habe ANGST davor, meine Assistenten zu verlieren.

Ich habe ANGST davor, die Nordsee nicht mehr zu sehen.

Ich habe ANGST davor, nicht rechtzeitig zu meiner Mutter zu dürfen.

Ich habe ANGST davor, meine Freiheit zu verlieren.

Ich habe ANGST davor, dass meine Anziehsachen nicht sorgsam genug behandelt werden

Ich habe Angst davor, dass meine Hände nicht mehr gebadet werden, weil keine Zeit dafür ist.

Ich habe ANGST davor, dass jemand die abgefallene Gurgel nicht rechtzeitig wieder aufsteckt.

Ich habe ANGST davor, dass jemand mein Eyegaze nicht richtig hinstellen kann und ich ohne Kommunikation bin.

Ich habe ANGST davor, meinen PC nicht jederzeit bedienen zu dürfen.

Ich habe ANGST davor, mein Buch deshalb nicht zu Ende schreiben zu können.

Ich habe ANGST davor, mich Zeiten stationärer Gegebenheiten unterordnen zu müssen und meine Selbstbestimmung zu verlieren.

Ich habe ANGST, meine Selbstbestimmung zu verlieren.

Ich habe ANGST davor, meine 3 adoptierten Straßenbäume nicht mehr gießen zu dürfen, weil ich irgendwo eingesperrt bin.

Ich habe ANGST davor, das Fenster nicht mehr öffnen zu können, wann ich es will.

Ich habe ANGST davor, über mein privates Geld nicht mehr nach Gutdünken verfügen zu dürfen.

Ich habe ANGST davor, in geschlossenen Räumen vergessen zu werden.

Ich habe ANGST davor, dass meine Bedürfnisse nicht in den Dienstplan des fremden Hauses passen.

Ich habe ANGST davor, in ein Ghetto zu geraten.

Ich habe ANGST davor, nicht mehr normal sein zu dürfen.

Ich habe ANGST davor, meine Kontakte zu verlieren.

Ich habe ANGST davor, zu vereinsamen.

Ich habe ANGST davor, dass meine Familie, Freunde und Besucher sich Besuchszeiten unterwerfen müssen.

Ich habe ANGST davor, wie gerade geschehen in der Corona-Zeit, Besuchsverbote erteilt werden.

Ich habe ANGST, dass meine Privatsphäre in den stationseigenen Dokumentationen nicht mehr gewahrt wird.

Ich habe ANGST davor, dass ich mir meine Pflegekräfte nicht selbst aussuchen kann.

Ich habe ANGST davor, dass ich meinen Pflegekräften kein attraktives Gehalt mehr zahlen kann.

Ich habe EXISTENZANGST!

Ich habe ANGST davor, dass mich uneingearbeitete Pflegekräfte nicht gut behandeln.

Ich habe ANGST davor, dass das IPReg den Pflegenotstand nicht beseitigen kann. Was heißt Angst, ich WEISS es.

Ich habe ANGST davor, fremdbestimmt leben zu müssen.

Ich habe ANGST davor, mich schlechtgelaunten Pflegekräften unterordnen zu müssen.

Ich habe ANGST vor Zwang.

Ich habe ANGST vor Männern, die im Jahr 2020 Gesetze mit so offensichtlich nazistischen Strukturen und so augenscheinlich gegen alle je erkämpften Menschenrechte wie das IPReG entwerfen, das Menschen mit Behinderungen zu Menschen zweiter Klasse macht.

Angela Jansen

Mitbegründerin des ALS-mobil e.V.

seit mehr als 21 Jahren invasiv beatmet

lebt SELBSTBESTIMMT zu Hause