Petra

30. Oktober 2019
Petra

Habt ihr einen Lieblingsmenschen?

…ich schon, und von ihm möchte ich euch heute erzählen –Ich bin Petra (47), und es ist  (m)eine Geschichte von der Liebe ….

und es ist die Geschichte meines Lieblingsmenschen, der am Tag der Heiligen, am 1.Novemver geboren wurde.

Seine Kindheit verbrachte er „em Schwobaländle“, später zog er mit seiner Mutter nach Norddeutschland. Mit 17 Jahren kam der dann zurück in den Süden, weil er „halt oifach a Schwob isch“. Und so kann er neben allem was die Schwaben können auch noch Hochdeutsch ;-) Er wurde Kfz Mechaniker, und machte nach seinem Zivildienst die Ausbildung zum Heilerziehungspfleger.

Und  jetzt komme ich schon ins Spiel! (weil ich auch HEP bin)

Wir lernten uns 1995 an der Arbeit kennen. Nachdem wir uns erst einmal kräftig angeschrien hatten verstanden und schätzten wir uns sehr gut. Sowohl als Kollegen wie auch im privaten. Nachdem wir beide die Arbeitsstelle wechselten hielten wir noch einige Zeit Kontakt, doch wie es meistens so geht, verliert dieser sich mit den Jahren…L

Doch dann  ….

…Weihnachten 2015. Ein Weihnachtsgruß, ein Kontakt nach vielen Jahren und eine Telefonnummer. Ich werde dieses Telefonat nie vergessen in dem er mir sagte dass er ALS hat. Ich war traurig, schockiert und konnte es nicht glauben. Ich beschloss ihn zu besuchen, und traf  einen Menschen, der sich aufgrund der Erkrankung zwar körperlich, aber nicht in seiner ansteckend lebensbejahenden  Persönlichkeit verändert hatte. Er erzählte mir, wie 2008 die ersten Symptome auftraten, wie er von Arzt zu Arzt ging, viele Untersuchungen über sich ergehen ließ, hoffte und bangte und dann mit der Diagnose ALS und einem „wir können nichts für Sie tun“ aus dem RKU nach Hause geschickt wurde. Ich erfuhr wie er weiterarbeitete bis es nicht mehr ging, wie seine Frau ihn verlassen hat und seine Töchter sich um ihn kümmerten. Es blieb nicht bei dem einen Besuch…

Und jetzt kommt die Liebe ins Spiel…

…seit Mai 2016  sind wir, Volker und ich, ein Paar ;-) 

Mittlerweile kann Volker sich kaum noch bewegen, ist beatmet und wird über PEG ernährt. Nachdem er sich aufgrund unzumutbarer Zustände von seinem ersten Pflegedienst getrennt hatte und für 5 Monate im Krankenhaus und in einer Beatmungs-WG verbringen musste, was für ihn die schlimmste Zeit seines Lebens war, hat er mittlerweile einen guten Pflegedienst gefunden und wird zu Hause 24 h versorgt.

Es ist anders, und es ist wunderschön. Ich genieße die Zeit in der wir lachen und weinen, uns gegenseitig trösten und aufmuntern. In der wir neugierig  Dinge wagen, an die wir früher nie gedacht hätten. In der wir unbeschwert sind und uns Sorgen machen. Wir sind aktiv, machen Ausflüge, fahren in Urlaub…

… und auch mal nach Berlin um die coolen Leute von ALS-Mobil kennenzulernen J