Einmal Kenia und zurück

10. November 2017
Einmal Kenia und zurück

Einmal Kenia und zurück

Früher, als Oliver Jünke noch nicht intensiv beatmet war, hat er viele Flugreisen unternommen. Ab Juli 2012 war damit erstmal Schluss, denn seither lebt der erste Vorsitzende des ALS-mobil e.V. mit außerklinischer, invasiver Beatmung. Mit einem Segelflugzeug (beatmetleben1/16), schwang er sich zwar in die Lüfte, seinen langgehegten Wunsch wieder einmal in ferne Länder zu fliegen, konnte er sich damit aber nicht erfüllen.

Bis jetzt! Kenia rief und Oliver Jünke folgte – über seine Erlebnisse berichtet er selbst.

Als ich hörte, dass Familie Wirth, selbst von ALS betroffen, ein Ferienhaus in Kenia hat, stand bei mir der Entschluss fest, da muss ich hin. Und so haben wir – meine Assistenten und ich – Flüge nach Mombasa gebucht, natürlich nicht ohne uns zu erkundigen, ob es rollstuhlgerechte Safaris gibt.

Und dann geht’s endlich gen Afrika

Im Sommer 2017 war es dann soweit. Wir, zwei Pflegekräfte, zwei Freunde und ich sind erst mit dem ICE nach Frankfurt am Main gefahren. Damit auch dieser Transfer funktioniert, haben wir sechs Wochen vor Reisebeginn den Begleit- und Einstiegservice bei der Bahn sowie beim Frankfurter Flughafen, für Hin- und Rücktour bestellt. Mit Condor sind wir nach Kenia geflogen. Am Flughafen ging beim Hinflug sowie beim Rückflug alles reibungslos. Während des Fluges wurden wir von freundlichen Stewardessen zuvorkommend umsorgt. Nach neun Stunden Flug tat mir das Steißbein dann doch sehr weh und ich war froh, dass am Kabinenausgang mein Rollstuhl bereitstand. Unsere Ferienvilla lag 20 Kilometer südlich von Mombasa entfernt, mit überdachter Terrasse und einem großen parkähnlichen Garten. Das zweistöckige Haus ist mit seinem spitzen mit Palmenschilf gedecktem Dach, sehr schön anzusehen. Es gibt drei Schlafzimmer und zwei Bäder, eins davon rolligerecht. In den Swimmingpool mit Rampe konnte ich bequem mit Hilfe des vorhandenen Duschrollis gelangen und auch mit Beatmung schwimmen. Das habe ich sehr genossen. Zwei Kenianerinnen haben für uns gekocht und so haben wir die afrikanische Küche kennengelernt. Der breite weiße Strand am indischen Ozean und das azurblaue Wasser sind atemberaubend schön. Der Weg zum Strand besteht aus versteinerten Korallen und ist sehr holprig – die vielen Palmen und das Meer sind ihn aber Wert.

sdr

 

 

Viel erlebt und viel gesehen

Wir haben viel gesehen: die Stadt Mombasa mit ihrem Wahrzeichen, den zwei überdimensionalen Elefantenstoßzähnen gekreuzt über der Hauptstraße, das Fort Jesus aus dem zwölften Jahrhundert und die Altstadt, die wir nur vom Auto aus ansehen konnten.

Doch der Schmutz, Lärm, die vielen Menschen, Tuk Tuks und Autos waren für uns erschreckend. Wir waren sieben Tage auf Safari in drei Nationalparks (Tsavo Ost, Amboseli und Tsavo West). Unser Allradjeep mit Rampe, in den mein Pflegerolli reinpasste, transportierte uns sicher. Der Rolli wurde mit vier Spanngurten befestigt. Das Dach konnte hochgeklappt werden, so konnten meine Begleiter, auf den Sitzen stehend, oben rausschauen, fotografieren und filmen. Jeder Park hatte eine ganz andere Vegetation. Tsavo Ost war trocken mit grauem Staub bedeckt.

Mit dem Rolli bei Affe,Löwe und Wasserbock

Gleich am ersten Abend haben wir mehrere Löwen beobachtet. Wir unternahmen zwei Safaritouren am Tag mit einer Mittagspause im Camp. In Amboseli haben wir den Kilimandscharo als Kulisse bewundert. Schon am Morgen wurden wir vom Durchziehen der Büffel- und Gnuherden geweckt. Die Affen in den Parks sind eine richtige Plage und versuchen Lebensmittel vom Büfett zu stibizen. Tsavo West hatte viele Wasserlöcher, indem die Elefanten und die Nilpferde badeten und rumtobten. Wir konnten Antilopen,Wasserböcke, Flamingos, Hyänen, Geier und Adler sehen. Die Webervögel bauen in den Bäumen ihre Nester, die an einem langen Grashalm als Kugel vom Ast herunterhängen. Unser Guide konnte gut Deutsch und hat uns sehr humorvoll von Land, Leuten und Tieren erzählt. Die Tiere kamen bis auf zehn Meter an das Auto heran.

Camping barrierefrei – hier war das möglich

Die Unterkünfte in den Nationalparks waren sehr komfortabel, mit Rampen ausgestattet sogar weitestgehend barrierefrei. Die großzügigen Zelte hatten drei Einzelbetten. Die Betten waren auf Sitzhöhe des Rollis, wodurch der Transfer ohne Lifter problemlos vonstattenging. Fürs Duschen und WC hat uns der Safari-Anbieter einen zusammenfaltbaren Duschstuhl und einen klappbaren Lifter zur Verfügung gestellt – beides klappte sehr gut. Die Lodges lagen an Wasserlöchern, so konnten wir dort auf der Terrasse sitzend, die Tiere beobachten, wenn sie zum Wasser saufen kamen und dann weiter – zogen. Wir haben Elefanten, Giraffen, Zebras, Büffel, Nilpferde, Löwen, Warzenschweine und viele andere Tiere gesehen. Es war sehr beeindruckend. Alles hat sehr gut geklappt. Die Temperaturen waren mit 25 bis 28 Grad tagsüber und nachts mit 18 bis 20 Grad sehr angenehm.

Ein bisschen Mut und gute Freunde

Diese Reise war ein großes Erlebnis und hat mir wiedermal gezeigt, auch mit PEG und invasiver Beatmung kann das Leben lebenswert sein, mit etwas Mut und guten Freunden ist (fast) alles möglich.

Oliver Jünke, oliver.juenke@als-mobil.de

 

Ferienwohnung Familie Wirth:

www.facebook.com/PalmDreamVilla

Wolfgang@weingut-wirth.de

Barrierefreie Safari in Kenia:

Yvonne Matiba, yvonne@go-africa-safaris.com

www.go-africa-safaris.com

GoAfricaSafaris & Travel Ltd.

P.O BOX 5410, DIANI BEACH 80401, KENYA

 

Wir danken der Fachzeitschrift „beatmet leben“ für den wundervollen Artikel.