Sehr geehrter Minister Laumann – …oder: vom AlltagsIrrsinn einer Betroffenen

23. September 2021
Sehr geehrter Minister Laumann – …oder: vom AlltagsIrrsinn einer Betroffenen

Uns erreichen immer und immer wieder Zuschriften und Hilfegesuche von Betroffenen, bei ihrem alltäglichen Umgang mit Kassen oder Behörden. Wenn man den Mitarbeitern dann jeweils auf´s neue erklären muss, was “progidiente Erkrankung” heißt………


Progredient bedeutet “fortschreitend”.

Eine progrediente Erkrankung zeigt einen zunehmend schweren Verlauf. Als chronisch-progredient wird eine lang anhaltende Erkrankung bezeichnet, bei der die Ausprägung der Symptome über Jahre hinweg zunimmt.


und dann kam dies hier “reingeflattert”:

https://www.wp.de/staedte/meschede-und-umland/nuttlar-erschuetternde-diagnose-fuer-powerfrau-ute-wegener-id232036903.html

Sehr geehrter Minister Laumann,

in meiner großen Hilflosigkeit und Ohnmacht schreibe ich an Sie. Wenn ich alleine einen Reporter fände, der bei der Techniker Krankenkasse anriefe, um zu recherchieren, bin ich sicher wenigstens für mich hätte das eine positive Wirkung.

Ich erlebe tagtäglich, daß unser Gesundheitssystem verkommen ist, zu einem Kostenvermeidungsapparat in dem Menschen ausschließlich als Sache/ Kostenverursacher gesehen und behandelt werden. Bei Krankenkassen und Behörden wird durch Paragrafenreiter, mangelnde Empathie, Verantwortungsbereitschaft und Sachkenntnis aus Kranken “Fälle” die es abzuarbeiten gilt. Ich behaupte, MAB bekommen Prämien für ein zu erzielendes Minimum an Zusagen für teure Maßnahmen.

Am schlimmsten sind die MAB, die Spaß daran haben, Macht zu fühlen oder sogar an Leiden anderer. Immerhin sind 4% der Bevölkerung Soziopathen. Aussagen wie: “Das Antragsformular schicke ich ihnen nicht, das wird eh abgelehnt” ist nur ein Erlebnis von vielen.

Wirklich Kranke, denen sowieso schon alles schwerer fällt, müssen sich herumschlagen mit Anträgen, Zig verzögernden weiteren Formularen, dann Ablehnungen, Widersprüchen, unterschiedlichen Aussagen von verschiedenen Krankenkassen-MAB zu einer Sache, ständigen Wiederholungen seines Anliegens bei verschiedenen Stellen der Krankenkasse, wo eine Hand nicht weiß, was die andere tut und und und….

Wer wirklich krank, nicht durchsetzungsfähig oder wehrhaft ist, geht in diesem System unter, heißt: STIRBT FRÜHER!!! Gewollt???

Ich habe ALS, bin (sterbens)krank und wehrhaft und kann (noch) schreiben und habe Erfahrung mit Behörden. Ich könnte eine Schreibkraft beschäftigen und muss Zusehen, wie meine Krankenkasse (TK) Geld verbrennt und Arbeitszeit verschleudert, um z.B. alleine eine Zuzahlungsbefreiung zu bearbeiten, dass es ein Trauerspiel ist. 

……..Oder??? …….

Ist das Taktik?!

Zermürbung?!

Zeit schinden?!

Dem Antragsteller die Kraft/ das Durchhaltevermögen zu nehmen, UM sich Kosten zu sparen?

M.E. könnte das Kalkül aufgehen! Mindestens meine Zeit und Lebensqualität scheint trotz schnell verlaufender Krankheit keine Rolle zu spielen.

Das Gleiche passiert bei Schwerbehindertenanträgen/ dem MDK zur Pflegebegutachtung/ Ärzten etc.

DAS DARF IN UNSEREM REICHEN LAND DOCH NICHT SEIN…..



Ich war lange Alleinerziehend. Bin 59, meine Jungs jetzt 17+18. Aus 2 guten Jobs herausgemobbt, aus dem 1. nach 30Jahren als Führungskraft, gerade zu dem Zeitpunkt, als ich die Kinder ganz übernahm. Erst Alleinverdienerin, dann ALG1 und alleinerziehend. Der Job danach war Glücksache und Pech. Ich war die Vierte, die die neue Chefin nicht mochte. Habe mich dann selbständig gemacht und in 16Std-Schichten Haushalt, Kinder und Hundesalon bewältigt. 8Jahre ohne WE. Auch so ein Kollateralschaden unserer geldfixierten Leistungsgesellschaft.

Dann eine Odyssee von Fehleinschätzungen von Ärzten, nicht richtig Hinsehen, Voreingenommenheit und Oberflächlichkeit haben dazu geführt, dass ich 2Jahre auf Psychosomatik behandelt wurde. Besser gesagt, nicht behandelt, sondern mit Psychopharmaka versorgt wurde. Keine Ergo, keine Physio, keine dringend benötigte Logopädie.

Die Uni Aachen hat 30min mit wenigen Handgriffen gebraucht, um zu wissen, dass mein 1. Motoneuron geschädigt ist. Untersuchungen, die jeder Neurologe im Handwerkszeug haben müsste. Niemand wollte sehen, das es mir aufgrund meiner zunehmenden körperlichen Ausfälle (Sprache, Schlucken, Kauen, Laufen/Gleichgewicht, Feinmotorik Hände) und der fehlenden Hilfe psychisch immer schlechter ging und nicht umgekehrt.

Selbst das ZSEA (Zentrum für seltene Erkrankungen)Aachen habe ich mir selber suchen müssen und mich dort mit meiner Krankengeschichte bewerben müssen, damit endlich was passiert. Die Krankenkasse fühlte sich nicht zuständig, mein Hilfegesuch zu prüfen.

Meine knapp 500E teure Taxifahrt dorthin, soll ich trotz Taxischein vom Arzt selber bezahlen. Ende September wieder.

Sogar Orthopäden haben bei einem Mittelfußbandriss nicht richtig hingeschaut und nur auf Verstaucht behandelt. Ich war ja nicht ernst zu nehmen mit meinen “starken” monatelangen Schmerzen. Ich kam ja gerade aus der Psychatrie….. 2Fachkliniken kommen zur gleichen Aussagey-Mittelfußband gerissen” aufgrund des MRT’s, nach welchem der Fuß lt. Erstbehandler voll belastbar sei.

Viele Hilfeschreie wie dieser habe ich gesendet z.B. an meine Krankenkasse TK der unbeantwortet blieb. Wie so Viele….

Wissen Sie, dass man erst auf einem Schwerbehindertenparkplatz parken darf, wenn man so schlecht läuft, wie ein doppelt Oberschenkelamputierter?! Kein Wunder, daß die immer leer sind. Die laufen doch nicht mehr, oder?

Ich kann Ihnen X Schreiben/ Ablehnungen/ Kuriositäten zeigen, mit denen man mir behördlicher Seits das Leben zu meiner Erkrankung zusätzlich erschwert. Mein Arzt und Neurologe ließen sich dazu interviewen. Er bekommt das ja alles Hautnah mit und kann nur mit dem Kopf schütteln über so viel Unmenschlichkeit und Paragraphenreiterei. Er versucht zu tun, was möglich ist, scheitert aber ohnmächtig, Kopfschüttelnd an den gleichen Hürden.

Mit freundlichen Grüßen 

Ute Wegener